Kunst kostenlos – Saul Leiter im Kunstfoyer München
Saul Leiter (1923–2013) erfährt erst seit wenigen Jahren die verdiente Würdigung als einer der führenden Pioniere der Farbfotografie. Das mag daran liegen, dass Leiter sich selbst lange in erster Linie als Maler wahrnahm. Im Jahr 1946 nach New York gekommen, stellte er gemeinsam mit den „Abstrakten Expressionisten“ aus. In den späten 40er Jahren begann er, neben der Malerei, auch schwarz-weiß zu fotografieren.
In seinen Fotografien fließen die Genres der Street-, Life-, Porträt-, Still-Life-, Mode- und Architekturfotografie zusammen. Er fand seine Motive wie Schaufenster, Passanten, Autos, Schilder und immer wieder Regenschirme in der unmittelbaren Umgebung seiner New Yorker Wohnung im East Village, die er über 50 Jahre lang bewohnte. Saul Leiters Bilder sind weder auf spektakuläre Momente des Alltags noch auf spannungsgeladene soziale Konflikte ausgerichtet, sondern auf scheinbar belanglose und flüchtige Eindrücke des urbanen Lebens, die er in seinen Aufnahmen atmosphärisch verdichtet. Das Experimentieren mit Farbfilmen gab ihm die Möglichkeit, den fotografischen Augenblick in die Nähe der Malerei zu übertragen. Die Unschärfe im Detail, die Verwischung von Bewegung und die Minderung der Tiefenschärfe, den Ausgleich oder gewollten Entzug von notwendigem Licht und die Verfremdung durch Fenster-Durchsichten und Spiegelungen, dies alles vereint sich zur Farb-Sprache eines halb realen, halb abstrahierten urbanen Raums.
Leiters Beitrag zur Fotografie ist bedeutend
Seine abstrahierten Formen und innovativen Kompositionen sind von einer malerhaften Qualität, die aus der Arbeit der anderen Vertreter der „New York School“ herausragt. Seine Ambitionen als Maler zeigen sich in seinen bemalten Aktfotos, auf die er Lagen von Gouache und Wasserfarbe auftrug. Der britische Kurator Martin Harrison schrieb: „Saul Leiters Vision beruht auf einer schnellen Wahrnehmung von spontanen Ereignissen. Konfrontiert mit einem dichten Datennetz, flüchtigen Momenten in Zeit und Raum wendet er eine Vielzahl von Strategien, wie z.B. schräge Ausschnitte, komplexe, sich überschneidende Ebenen und mehrdeutige Spiegelungen an, um eine urbane Bildsprache zu entwickeln, die abwechselnd voller Zuneigung, modern und zugleich eindringlich ist.
Das Kunstfoyer der Versicherungskammer Kulturstiftung würdigt den Künstler in einer umfangreichen Retrospektive. Die Ausstellung umfasst mehr als 300 Arbeiten und vereint in einem großen Spannungsbogen frühe Schwarzweiß und Farbaufnahmen, Modefotografien, übermalte Aktfotos, und gibt Einblicke in die Skizzenbücher.
Wann und wo?
20.02. – 12.05.2019
Kunstfoyer
Maximilianstraße 53, 80538 München
Öffnungszeiten täglich 9.00-19.00 Uhr
(Eintritt frei)